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Die Initiative für das Europaviertel, IFEU, in der sich Privatpersonen, Architekten und Behörden zusammengeschlossen
haben, um diesen Stadtteil einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, gab den Anstoß für die Beschäftigung
mit der historischen Entwicklung eines Wiesbadener Wohnquartiers. Die Ausstellung „Vom Exerzierplatz zum
Wohnquartier“ wurde vom 7. Mai bis zum 19. Juni 2009 im Wiesbadener Stadtarchiv gezeigt. Die große Resonanz in
der Öffentlichkeit und der Wunsch, die hier zum Teil erstmals veröffentlichten Erkenntnisse der Nachwelt zu erhalten,
wurden dankenswerterweise vom Ortsbeirat Rheingauviertel/Hollerborn sowie von der Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft
(SEG) aufgegriffen, die seinerzeit für die Umwandlung des Geländes federführend war. Sie stellten
die Mittel für eine Veröffentlichung zur Verfügung.
Das Wohnquartier blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Die historische Entwicklung beginnt mit dem 1868
an der Schiersteiner Straße angelegten Exerzierplatz. Die Wurzeln der Wiesbadener Militärgeschichte liegen allerdings
in der Zeit des Herzogtums Nassau, und auch hierauf lenkt die Publikation den Blick. Der Bau der Gersdorff-
Kaserne löste die alte Kaserne an der Schwalbacher Straße ab, verschiedene Garnisonen hielten ihren Einzug, es änderten sich die Uniformen und das Exerzierreglement, das Gelände blieb jedoch militärisch geprägt. Nach kurzer
ziviler Nutzung des Areals dienten die Kasernen seit 1936 neuen, diesmal den braunen Machthabern. Nach 1945
zeitweise Lager so genannter Displaced Persons (DP’s), zogen 1947 die Amerikaner ein, die insgesamt am längsten,
nämlich 46 Jahre lang blieben. Für die hier eingerichtete Lindsey Air Station bürgerte sich der Name „Camp Lindsey“
ein. Diese Bezeichnung hielt sich noch lange, auch als längst das neue „Europaviertel“ realisiert worden war. |
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